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Am 2. Juli 2002 fand über den Bodensee eine sehr schwere Flugzeugkatastrophe statt, bei der 71 Menschen den Tod fanden. Dieser Vorfall hatte damals einen sehr starkes Medienecho hervorgerufen. Vitalij Kaloev, der bei diesem Vorfall seine beiden Kinder und die Ehefrau verloren hat, ermordete 2005 den vermeintlich für das Unglück verantwortlichen Fluglotsen Peter Nielsen und wurde dafür am 26. Oktober 2005 zu 8 Jahren Haft verurteilt. Nach einer Revision seiner Haftlänge auf 5 Jahre im Juli 2007, ist er jetzt nach dem Verbüßen der Hälfte der Strafe freigekommen und wurde sofort zum Stellvertreter des Ministers für Bau und Architektur der kaukasischen Teilrepublik Nordossetien ernannt. Warum?
Nun, Kaloev ist sehr beliebt in seiner Heimatrepublik. Wie "Echo Moskvy" berichtet wurde er in Nordossetien sogar zum Mann des Jahres 2007 gekürt. Der gelernte Architekt sei in seiner Heimat populärer als der Europa- und Weltmeister im Ringen Georgy Ketoev.
Nordossetien ist eine Kaukasusrepublik an der Grenze mit Georgien. Hier ist die Gesellschaft anders organisiert als im westlich orientierten Moskau oder St. Petersburg. Hier regieren die Familienclans und es gelten andere Gesetze. Blutrache ist keine Seltenheit. Es ist der "Osten".
Das gemeine Volk hat ein einfaches Bild vom Vorfall: Die Kinder haben eine Reise nach Westen gewonnen und kamen nicht zurück. Für ihren Tod muss jemand verantwortlich sein. Und unsere Medien haben ihnen Peter Nielsen geliefert. Man hat in Nordossetien kaum Verständnis für die totale Überforderung der Fluglotsen bei Ihrer Arbeit. Und deshalb gilt Kaloev hier als ein sehr ehrenhafter Mensch, der den Mord an seiner Familie und den anderen Flugzeuginsassen gerächt hat.
Es bleibt unklar, ob Kaloev selbst Blutrache üben wollte. Seinen eigenen Angaben zufolge, sei er 3 Jahre nach dem Unglück in die Schweiz zu fahren, um nach einer Entschuldigung von der Firma "SkyGuide" für das ihm zugefügte Leid zu verlangen. Als er dann zum Haus des Fluglotsen gegangen sei um ihm die Fotos seiner Kinder vorzuhalten, habe dieser seine Hand abgeschlagen, so dass die Fotos runtergefallen seien. Daraufhin hätte er das Gefühl gehabt, dass seine Kinder sich noch einmal "im Grabe umdrehen würden".
Saturday, January 19, 2008
Friday, January 18, 2008
Vorabend der Taufe Christi in Russland
Heute ist für die Orthodoxen Christen der Russischen Kirche der Vorabend der Taufe Christi.
An diesem Tag ist es Tradition, baden zu gehen. Das Wasser ist natürlich sehr frisch. Aber es wird gemunkelt, dass es die Gesundheit fördert und den Kreislauf anregt, eine kleine Runde zu schwimmen.
Der zeitliche Unterschied zu den anderen Konfessionen ergibt sich durch die sehr lange Nutzung des Julianischen Kalenders früher. Die westlichen Kirchen sind etwas schneller auf fortschrittlichere Kalender umgestiegen. Mehr dazu hier .
An diesem Tag ist es Tradition, baden zu gehen. Das Wasser ist natürlich sehr frisch. Aber es wird gemunkelt, dass es die Gesundheit fördert und den Kreislauf anregt, eine kleine Runde zu schwimmen.
Der zeitliche Unterschied zu den anderen Konfessionen ergibt sich durch die sehr lange Nutzung des Julianischen Kalenders früher. Die westlichen Kirchen sind etwas schneller auf fortschrittlichere Kalender umgestiegen. Mehr dazu hier .
Wednesday, January 16, 2008
Putin-Langstrumpf
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Ein Lustiges Video gesehen bei Remco's Rusland . Bei allem Lachen verläßt einen nicht das mulmige Gefühl.
Ein Lustiges Video gesehen bei Remco's Rusland . Bei allem Lachen verläßt einen nicht das mulmige Gefühl.
Tuesday, January 15, 2008
Ein Versprechen
Die russische "Nowaja Gazeta" hat einen Bericht herausgebracht, der als Drehbuch für ein Drama fungieren könnte, so viel Trauer, Enttäuschung und bittere Realität verbirgt er.
Die Geschichte fängt mit einem achtjährigen Jungen mit dem Namen Dima an. Man brachte ihn 2005 in ein Klinik- Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie, welches sich auf Kinder spezialisiert. Dima hatte Leukämie und musste schnell eine komplizierte Rückenmark-Transplantation über sich ergehen lassen. In der Klinik äußerte er seinen sehnlichsten Wunsch, den russischen Präsidenten zu treffen und mit ihm Pfannkuchen zu essen. Dieser Wunsch wurde Realität. Putin kam und Dima und der Präsident aßen zusammen Pfannkuchen. Das ganze Treffen verlief unter der Beobachtung der Medien. Doch bei dem Treffen allein sollte es nicht bleiben. Das medizinische Personal nutzte die Gelegenheit, um dem Präsidenten von den Problemen zu berichten: Das Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie habe kein eigenes Gebäude, das sie sie aber unbedingt bräuchten, um immer mehr Kinder operieren zu können. Es fehle an Medikamenten und Personal.
Am 8. August 2005 versprach Putin den Fachkräften Hilfe. Ein paar Tage nach dem gemeinsamen Teetrinken des Präsidenten mit dem kranken Kind berichteten die Zeitungen, dass man die Entscheidung getroffen hat, ein klinisches Forschungszentrum der Hämatologie, Onkologie und Immunologie für Kinder zu bauen. Dessen Finanzierung sollte aus dem Staatsbudget erfolgen und das Projekt in das nationale Programm "Gesundheit" aufgenommen werden, -ein Programm für den Bau von 15 medizinischen Forschungszentren in unterschiedlichen Städten Russlands. Für diesen Zweck wurden im Jahre 2006 32 Milliarden Rubel und 2007 28,8 Milliarden Rubel eingeplant.
Laut einer Internet-Seite der Regierung wurde bereits im Frühjahr 2006 mit dem Bau von 8 solcher Zentren, darunter dem Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie in Moskau, begonnen. Nun sind fast zwei Jahre vergangen. Auf dem Gelände, wo das neue Gebäude stehen sollte, gibt es lediglich einen Zaun und eine alte Frau als Aufpasserin. Laut Gesundheitsministerium wurde die ganze Summe, also fast 38 Millionen Euro, auf das Konto des Projekt- Initiators, des Föderalen klinischen Forschungszentrums der Hämatologie, Onkologie und Immunologie für Kinder innerhalb der letzten zwei Jahre überwiesen. Anhand der Finanzbücher des Zentrums wurden im Jahre 2006 1,2 Millionen für das Projekt ausgegeben. Da man aber auf dem Gelände nicht mal angefangen hat, zu graben, stellt sich die Frage: Wofür wurde das Geld verwendet? Für den Zaun und die Aufpasserin? Übrigens, der Zaun steht, laut der Meinung in der Nähe wohnenden Menschen, schon drei Jahre. Bleibt also die alte Frau.
Die Stellvertreterin des Chefarztes Tatjana Sergeewa erklärte, dass das Geld für das Projekt verwendet wurde. Genauer gesagt für dessen Planung. In 2007 wurde ebenso Geld ausgegeben für die Planung des Projektes. Wie viel für das Projekt im Jahre 2007 ausgegeben wurde, ist nicht bekannt. Man kann aber sicher davon ausgehen, dass die "Planung" in 2007 nicht weniger gekostet hat, als 2006. Auch muss man bedenken, dass die Aufpasserin bezahlt und der Zaun eventuell gestrichen werden müssen. Das könnte auch ein paar Millionen Euro kosten... .
Wie viel kostet eigentlich die Errichtung eines solchen Zentrums? Nun, das medizinische Zentrum für Onkologie im St. Petersburg hat 18 Millionen gekostet. -12 Etagen, moderne Technik usw. . Hier sprechen wir von 38 Millionen, aber wahrscheinlich wird diese Summe laut Tatjana Sergeewa nicht reichen. Wir werden sehen. Der Bau sollte 2008 beginnen. Hoffentlich werden neben der teueren "Planung" nicht der Zaun und die Aufpasserin vergessen... .
Übrigens: Dima starb im September 2007 an starker Blutung in der Lunge in einer Klinik in Israel.
Die Geschichte fängt mit einem achtjährigen Jungen mit dem Namen Dima an. Man brachte ihn 2005 in ein Klinik- Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie, welches sich auf Kinder spezialisiert. Dima hatte Leukämie und musste schnell eine komplizierte Rückenmark-Transplantation über sich ergehen lassen. In der Klinik äußerte er seinen sehnlichsten Wunsch, den russischen Präsidenten zu treffen und mit ihm Pfannkuchen zu essen. Dieser Wunsch wurde Realität. Putin kam und Dima und der Präsident aßen zusammen Pfannkuchen. Das ganze Treffen verlief unter der Beobachtung der Medien. Doch bei dem Treffen allein sollte es nicht bleiben. Das medizinische Personal nutzte die Gelegenheit, um dem Präsidenten von den Problemen zu berichten: Das Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie habe kein eigenes Gebäude, das sie sie aber unbedingt bräuchten, um immer mehr Kinder operieren zu können. Es fehle an Medikamenten und Personal.
Am 8. August 2005 versprach Putin den Fachkräften Hilfe. Ein paar Tage nach dem gemeinsamen Teetrinken des Präsidenten mit dem kranken Kind berichteten die Zeitungen, dass man die Entscheidung getroffen hat, ein klinisches Forschungszentrum der Hämatologie, Onkologie und Immunologie für Kinder zu bauen. Dessen Finanzierung sollte aus dem Staatsbudget erfolgen und das Projekt in das nationale Programm "Gesundheit" aufgenommen werden, -ein Programm für den Bau von 15 medizinischen Forschungszentren in unterschiedlichen Städten Russlands. Für diesen Zweck wurden im Jahre 2006 32 Milliarden Rubel und 2007 28,8 Milliarden Rubel eingeplant.
Laut einer Internet-Seite der Regierung wurde bereits im Frühjahr 2006 mit dem Bau von 8 solcher Zentren, darunter dem Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie in Moskau, begonnen. Nun sind fast zwei Jahre vergangen. Auf dem Gelände, wo das neue Gebäude stehen sollte, gibt es lediglich einen Zaun und eine alte Frau als Aufpasserin. Laut Gesundheitsministerium wurde die ganze Summe, also fast 38 Millionen Euro, auf das Konto des Projekt- Initiators, des Föderalen klinischen Forschungszentrums der Hämatologie, Onkologie und Immunologie für Kinder innerhalb der letzten zwei Jahre überwiesen. Anhand der Finanzbücher des Zentrums wurden im Jahre 2006 1,2 Millionen für das Projekt ausgegeben. Da man aber auf dem Gelände nicht mal angefangen hat, zu graben, stellt sich die Frage: Wofür wurde das Geld verwendet? Für den Zaun und die Aufpasserin? Übrigens, der Zaun steht, laut der Meinung in der Nähe wohnenden Menschen, schon drei Jahre. Bleibt also die alte Frau.
Die Stellvertreterin des Chefarztes Tatjana Sergeewa erklärte, dass das Geld für das Projekt verwendet wurde. Genauer gesagt für dessen Planung. In 2007 wurde ebenso Geld ausgegeben für die Planung des Projektes. Wie viel für das Projekt im Jahre 2007 ausgegeben wurde, ist nicht bekannt. Man kann aber sicher davon ausgehen, dass die "Planung" in 2007 nicht weniger gekostet hat, als 2006. Auch muss man bedenken, dass die Aufpasserin bezahlt und der Zaun eventuell gestrichen werden müssen. Das könnte auch ein paar Millionen Euro kosten... .
Wie viel kostet eigentlich die Errichtung eines solchen Zentrums? Nun, das medizinische Zentrum für Onkologie im St. Petersburg hat 18 Millionen gekostet. -12 Etagen, moderne Technik usw. . Hier sprechen wir von 38 Millionen, aber wahrscheinlich wird diese Summe laut Tatjana Sergeewa nicht reichen. Wir werden sehen. Der Bau sollte 2008 beginnen. Hoffentlich werden neben der teueren "Planung" nicht der Zaun und die Aufpasserin vergessen... .
Übrigens: Dima starb im September 2007 an starker Blutung in der Lunge in einer Klinik in Israel.
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Monday, January 14, 2008
Demokratie mit Skepsis
Es gibt in Russland die verbreitete These, dass Russen nach demokratischen Wertvorstellungen nicht "erziehbar" sind. Viele sprechen sogar von der "Renaissance des Traditionalismus"- einem Weg der Selbstfindung, der unabhängig ist von dem, was der Westen vorlebt und vorschreibt. Diese Meinung wird von der Regierung und vielen regierungsnahen Ideologen stark unterstützt. Sogar ein neuer Begriff macht die Runde: "Souveräne Demokratie". Also eine "Demokratie" mit einem souveränen Staat. Nach dem Motto: zuerst der souveräne Staat und dann, wenn noch etwas Raum bleibt, ein bißchen Demokratie. Und solange die Mächtigen souverän sind, muss die Demokratie eben warten. Das ist aber für die Russen kein Problem, die Mächtigen in der Sowjetunion haben den Alliierten schon damals die demokratische Flagge vor die Nase gehalten, aber daheim die Menschenrechte ignoriert. Also wieder nichts Neues... .
Und dennoch: Laut der Meinung des Abteilungsleiters für "Analyse des Massenbewusstseins" im Institut für Soziologie RAN Wladimir Petuhow, haben Befragungen ergeben, dass Russen den demokratischen Werten wie Meinungsfreiheit, Bewegungsfreiheit, Wahlfreiheit, Unternehmensfreiheit, gegenüber positiv eingestellt sind, jedoch die russische Version der Umsetzung dieser Werte, wie sie nach der Perestroika stattfand, ablehnen. Die Idee der Demokratie finden Russen gut, ihre Umsetzung in Russland sehen sie aber mit grosser Skepsis. Daher ist das Vertrauen der Menschen in demokratische Institutionen (Parlament, Parteien, Gerichte), die, nach gängiger Meinung, dem Allgemeinwohl dienen und den harten Kapitalismus zugunsten sozialer Gerechtigkeit abfedern sollen, sehr gering- geringer als in staatliche Institutionen der Regierung.
43% der Bevölkerung ist laut Befragungen des Instituts der Meinung, dass Russland heute genauso weit von der Demokratie entfernt ist, wie zu Zeiten der Sowjetunion!
Das geringe Vertrauen in demokratische Institutionen beeinflusst auch das Interesse der Russen an den Wahlen. Zwar konnte man während der letzten Parlamentswahlen im Dezember hohe Wahlbeteiligung beobachten, laut Petuhow hatte sie aber eher damit zu tun, dass 70% der Russen in den Wahlen lediglich ein wichtiges Instrument für die Legitimation der Regierung sehen. Mit anderen Worten: der Russe geht wählen, weil er sich daran gewöhnt hat und weil er die Wahl als ein "bürgerliches Muss" betrachtet. Und nur ein Viertel der Befragten gehen wählen, um eine bestimmte Partei oder einen bestimmten Kandidaten zu unterstützen.
Das Leben und die Politik existieren im russischen Bewusstsein als zwei getrennte Sachen. Laut Petuhow stellt heute die Unterhaltungsindustrie eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Politik dar. Die Aufmerksamkeit der Bevölkerung wird stark abgelenkt. Deswegen verschwinden oft die Grenzen zwischen Politik und Showbusiness und Politiker werden zu Unterhaltungsmenschen, die gezielt eine bestimmte Zielgruppe ansprechen.
Allgemein lassen sich zwei grosse Menschengruppen feststellen: Zum einen gibt es die Traditionalisten - also Menschen, die im Vater Staat den Aufpasser sehen und an ihn appellieren, wenn es um Lösungen von Problemen geht. Nach ihrer Meinung soll der Staat alles regeln. Ihre Identität hängt unmittelbar mit der Identität des Staates zusammen. Zum anderen ist eine Generation von Menschen entstanden, die selbst aktiv sind und vom Staat nur die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen erwarten, ihn aber möglichst passiv sehen wollen. Es sind Menschen, die sich an individuellen Zielen orientieren und für die Selbstverwirklichung einen grossen Wert hat. Sie brauchen keinen Schutz vom Vater Staat, jedoch faire Regeln und die Möglichkeit zu arbeiten und Geld zu verdienen.
Laut Petuhow ist die neu entstehende Mittelschicht stark konformistisch eingestellt, mit politischer Apathie und moralischen Relativismus, sowie der Überzeugung, dass Moral und Erfolg im modernen Russland zwei miteinander nicht vereinbare Sachen sind.
Vor diesem Hintergrund wird uns klar, warum es die Opposition in Russland sehr schwer hat. Ihr wichtigstes Ziel ist es, Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Vertrauen, welches in den letzten 17 Jahren scheinbar größtenteils verloren gegangen ist.
Und dennoch: Laut der Meinung des Abteilungsleiters für "Analyse des Massenbewusstseins" im Institut für Soziologie RAN Wladimir Petuhow, haben Befragungen ergeben, dass Russen den demokratischen Werten wie Meinungsfreiheit, Bewegungsfreiheit, Wahlfreiheit, Unternehmensfreiheit, gegenüber positiv eingestellt sind, jedoch die russische Version der Umsetzung dieser Werte, wie sie nach der Perestroika stattfand, ablehnen. Die Idee der Demokratie finden Russen gut, ihre Umsetzung in Russland sehen sie aber mit grosser Skepsis. Daher ist das Vertrauen der Menschen in demokratische Institutionen (Parlament, Parteien, Gerichte), die, nach gängiger Meinung, dem Allgemeinwohl dienen und den harten Kapitalismus zugunsten sozialer Gerechtigkeit abfedern sollen, sehr gering- geringer als in staatliche Institutionen der Regierung.
43% der Bevölkerung ist laut Befragungen des Instituts der Meinung, dass Russland heute genauso weit von der Demokratie entfernt ist, wie zu Zeiten der Sowjetunion!
Das geringe Vertrauen in demokratische Institutionen beeinflusst auch das Interesse der Russen an den Wahlen. Zwar konnte man während der letzten Parlamentswahlen im Dezember hohe Wahlbeteiligung beobachten, laut Petuhow hatte sie aber eher damit zu tun, dass 70% der Russen in den Wahlen lediglich ein wichtiges Instrument für die Legitimation der Regierung sehen. Mit anderen Worten: der Russe geht wählen, weil er sich daran gewöhnt hat und weil er die Wahl als ein "bürgerliches Muss" betrachtet. Und nur ein Viertel der Befragten gehen wählen, um eine bestimmte Partei oder einen bestimmten Kandidaten zu unterstützen.
Das Leben und die Politik existieren im russischen Bewusstsein als zwei getrennte Sachen. Laut Petuhow stellt heute die Unterhaltungsindustrie eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Politik dar. Die Aufmerksamkeit der Bevölkerung wird stark abgelenkt. Deswegen verschwinden oft die Grenzen zwischen Politik und Showbusiness und Politiker werden zu Unterhaltungsmenschen, die gezielt eine bestimmte Zielgruppe ansprechen.
Allgemein lassen sich zwei grosse Menschengruppen feststellen: Zum einen gibt es die Traditionalisten - also Menschen, die im Vater Staat den Aufpasser sehen und an ihn appellieren, wenn es um Lösungen von Problemen geht. Nach ihrer Meinung soll der Staat alles regeln. Ihre Identität hängt unmittelbar mit der Identität des Staates zusammen. Zum anderen ist eine Generation von Menschen entstanden, die selbst aktiv sind und vom Staat nur die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen erwarten, ihn aber möglichst passiv sehen wollen. Es sind Menschen, die sich an individuellen Zielen orientieren und für die Selbstverwirklichung einen grossen Wert hat. Sie brauchen keinen Schutz vom Vater Staat, jedoch faire Regeln und die Möglichkeit zu arbeiten und Geld zu verdienen.
Laut Petuhow ist die neu entstehende Mittelschicht stark konformistisch eingestellt, mit politischer Apathie und moralischen Relativismus, sowie der Überzeugung, dass Moral und Erfolg im modernen Russland zwei miteinander nicht vereinbare Sachen sind.
Vor diesem Hintergrund wird uns klar, warum es die Opposition in Russland sehr schwer hat. Ihr wichtigstes Ziel ist es, Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Vertrauen, welches in den letzten 17 Jahren scheinbar größtenteils verloren gegangen ist.
Monday, January 7, 2008
Russland in der Öl- und Gasfalle
Diesen Artikel gibt es ab sofort unter http://dejarus.wordpress.com
Nach Ansicht vieler Experten hat die Wirtschaft Russlands im letzten Jahr einen Wendepunkt überschritten. Die mit der Öl- und Gasförderung im Zusammenhang stehende Macht wird sich, vorausgesetzt es gibt keine weiteren Anstiege des Ölpreises um weitere 100%, ab diesem Winter schmälern. Damit wären Zeiten in denen Russland einfach mal den Hahn zudrehen konnte vorbei.
"Warum?", könnte man erwidern. "Der Ölpreis hat erst in letzter Woche die 100$ Marke überschritten, und der Gaspreis ist an diesen fest gebunden!".
Das Problem erkennt man, wenn man betrachtet wie sich der starke Export des Öls, Gases und anderer Rohstoffe auf andere Wirtschaftssektoren insbesondere den verarbeitenden Sektor auswirkt. Durch die hohen Rohstoffexporte steigt der Rubel. Das macht russische Waren auf dem Markt teuerer und umgekehrt importierte Produkte aus dem Ausland billiger. Ein ähnliches Problem durchlaufen gerade Deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit dem starken Euro.
An sich sind die hohen Erlöse aus dem Rohstoffverbrauch kein Problem für eine Landeswirtschaft. Ein Problem entsteht erst dadurch, dass diese Erlöse nicht für die Förderung der heimischen Produktions- und Verarbeitungsstätten eingesetzt werden. Das aus dem Ausland kommende Geld wird im Endeffekt für den Konsum aufgebraucht. Die Waren kommen, aber aufgrund der eben schwächelnden Produktion, zu einem sehr großen Teil aus dem Ausland.
Diese Zusammenhänge werden von den Zahlen zur russischen Außenhandelsbilanz bestätigt. Wie die Zahlen von Rosstat (siehe Graphik) zeigen, wuchsen die Russlands Exporte bis zum Jahr 2006 zusammen mit dem Ölpreis. Das zeigt, dass unter den russischen Exporten Öl bzw. Gas die Hauptrolle spielen.

Die Importe sind auch gewachsen und zwar mit ähnlicher relativer Stärke wie die Exporte. Importiert werden aber zum größten Teil Fertigprodukte. Das Wachstum der Importe zeigt also, dass mit der Zeit ein immer größerer Anteil an Produkten in Russland aus dem Ausland kommt. Das bestätigt die Behauptung, dass es nur ungenügende Investitionen in den verarbeitenden Sektor Russlands gibt.
In diesen Betrachtung habe ich noch zwei Faktoren außer Acht gelassen, die sich zusätzlich negativ auf das verarbeitende Gewerbe auswirken. Der Erste ist die alltägliche Korruption.
Der Zweite Faktor ist die Politik der Monopolisierung. Diese bedeutet, dass es neuerdings heißt, die effektivste Form für Unternehmen in Russland sei das Monopol. Dort würde alles unter staatlicher Kontrolle ablaufen und das Volk deshalb nicht betrogen. Die Geschichte hat schon so oft gezeigt, dass Monopole immer Quellen von Korruption, Ineffektivität und Mißwirtschaft sind, dass man diese "offizielle" Erklärung getrost bei Seite lassen kann. Warum versucht man aber wirklich Monopole einzurichten?
Die Antwort liegt auf der Hand. Ein Monopol ist einfach zu kontrollieren. Es ist viel einfacher das Monopol auf Diamanten zu haben, wie zum Beispiel Alrosa das Unternehmen von Alexej Kudrin, aktuell Finanzminister. (Übrigens Eine längere Liste mit den Personen im Staatsapparat mit deren Monopolen findet man hier auf Seite 14 ). So können alle Personen mit hohen Ämter gleich große Mengen Geld kontrollieren. Und zufälligerweise sind es alle gute ehemalige Freunde und Vertraute Putins.
Und was für ein Vermögen da zusammenkommt, lässt sogar Gates blaß aussehen (er musste für seine Milliarden doch etwas länger schuften). Putin hat nach mehreren übereinstimmenden Berichten (hier einige taz , Welt ) ein Vermögen von über 40 Mrd US$ in weniger als 8 Jahren anhäufen können, Obergrenze könnte erheblich höher liegen. Es gibt meiner Meinung nach allen Grund diese Berichte ernst zu nehmen. Allein die Existenz des Unternehmens Gunvor, des größten russischen Öltransportunternehmens mit Sitz in der Schweiz, einem Umsatz von über 30 Mrd aber ohne website ist von vielen Quellen bestätigt.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Wirtschaft Russlands. Die rohstofffördernden Wirtschaftszweige, der sogennante primäre Wirtschaftssektor, werden mit den Rohstoffpreisen wachsen. Der sekundäre Sektor, verarbeitende Industrie, bleibt dabei auf der Strecke. Rohstoffe werden aber nicht immer da sein. Und die Preise für die Rohstoffe werden nicht immer im gleichen Maße steigen, wie sie es in der jüngsten Vergangenheit getan haben. Damit ist der primäre Sektor kein langfristiges oder verlässliches Standbein einer modernen Volkswirtschaft. Der sekundäre Sektor ist dagegen ein substanzieller Faktor, der unabhängig von den Rohstoffvorkommen ist.
Im letzten Jahr wurden nun klar was für Folgen das auf Russlands Wirtschaft hat und noch im größeren Maße haben wird. Laut den Daten über die ersten 10 Monate 2007 (Seite 64) im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2006 ist zwar der Export um 12,7% auf 280,4 Mrd$ gewachsen, gleichzeitig sind aber die Importe noch viel schneller um 36,3% auf 175,5 Mrd$ gewachsen. Damit ist die Außenhandelsbilanz trotz eines steigenden Ölpreises gesunken und zwar um 12,7%. Die absoluten Zahlen sollte man mit dem BIP Russland vergleichen, es liegt bei ca. 1000 Mrd.$ (2006).
Wenn sich diese Entwicklung so weiter fortsetzt wird sich die Außenhandelsbilanz recht schnell verkleinern. Nicht weil der Export kleiner wird, sondern weil die Importe steigen. Der Grund hierfür sind die steigenden Weltmarktpreise. Diese steigen aufgrund der hohen Nachfrage der Schwellenländer, wie China, Indien usw. Gesehen hat man es in diesem Jahr an den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen in der ganzen Welt.
Die große Außenhandelsbilanz ist aber gerade der Faktor der dem aktuellen politischen System Russlands seine "Stabilität" verleiht. Da das aus dem Export zur Verfügung stehende Geld letztendlich zum Kauf von gefertigten Waren zur Verfügung steht. Sobald nun die Außenhandelsbilanz negativ oder auch nur klein würde, müsste es zu größerer Unzufriedenheit in der Bevölkerung kommen. Und im Kreml müsste man sich die Frage stellen, wohin man die weniger üppig vorhandenen Gelder steckt.
So wird sich Russland schon in naher Zukuunft noch weniger Lieferausfälle in Gas oder Öl leisten können. Ein Beispiel: Im Dezember konnte man beobachten, wie Putin nach Minsk fliegt, um dort nach dem er nicht einmal persönnlich von Lukaschenko am Flughafen empfangen wurde, Weißrussland einen Kredit über 1,5 Mrd $ zu gewähren. Das wurde in Russland als ein deutliches Zeichen von Schwäche empfunden.
Vor diesem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Russlands wird vielleicht klar, warum Putin nicht unbedingt eine dritte Amtszeit anstrebt.
Wie sollte sich da Deutschland wohl am besten verhalten? Darauf habe ich noch keine Antwort parat, ihr vielleicht.
Nach Ansicht vieler Experten hat die Wirtschaft Russlands im letzten Jahr einen Wendepunkt überschritten. Die mit der Öl- und Gasförderung im Zusammenhang stehende Macht wird sich, vorausgesetzt es gibt keine weiteren Anstiege des Ölpreises um weitere 100%, ab diesem Winter schmälern. Damit wären Zeiten in denen Russland einfach mal den Hahn zudrehen konnte vorbei.
"Warum?", könnte man erwidern. "Der Ölpreis hat erst in letzter Woche die 100$ Marke überschritten, und der Gaspreis ist an diesen fest gebunden!".
Das Problem erkennt man, wenn man betrachtet wie sich der starke Export des Öls, Gases und anderer Rohstoffe auf andere Wirtschaftssektoren insbesondere den verarbeitenden Sektor auswirkt. Durch die hohen Rohstoffexporte steigt der Rubel. Das macht russische Waren auf dem Markt teuerer und umgekehrt importierte Produkte aus dem Ausland billiger. Ein ähnliches Problem durchlaufen gerade Deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit dem starken Euro.
An sich sind die hohen Erlöse aus dem Rohstoffverbrauch kein Problem für eine Landeswirtschaft. Ein Problem entsteht erst dadurch, dass diese Erlöse nicht für die Förderung der heimischen Produktions- und Verarbeitungsstätten eingesetzt werden. Das aus dem Ausland kommende Geld wird im Endeffekt für den Konsum aufgebraucht. Die Waren kommen, aber aufgrund der eben schwächelnden Produktion, zu einem sehr großen Teil aus dem Ausland.
Diese Zusammenhänge werden von den Zahlen zur russischen Außenhandelsbilanz bestätigt. Wie die Zahlen von Rosstat (siehe Graphik) zeigen, wuchsen die Russlands Exporte bis zum Jahr 2006 zusammen mit dem Ölpreis. Das zeigt, dass unter den russischen Exporten Öl bzw. Gas die Hauptrolle spielen.

Die Importe sind auch gewachsen und zwar mit ähnlicher relativer Stärke wie die Exporte. Importiert werden aber zum größten Teil Fertigprodukte. Das Wachstum der Importe zeigt also, dass mit der Zeit ein immer größerer Anteil an Produkten in Russland aus dem Ausland kommt. Das bestätigt die Behauptung, dass es nur ungenügende Investitionen in den verarbeitenden Sektor Russlands gibt.
In diesen Betrachtung habe ich noch zwei Faktoren außer Acht gelassen, die sich zusätzlich negativ auf das verarbeitende Gewerbe auswirken. Der Erste ist die alltägliche Korruption.
Der Zweite Faktor ist die Politik der Monopolisierung. Diese bedeutet, dass es neuerdings heißt, die effektivste Form für Unternehmen in Russland sei das Monopol. Dort würde alles unter staatlicher Kontrolle ablaufen und das Volk deshalb nicht betrogen. Die Geschichte hat schon so oft gezeigt, dass Monopole immer Quellen von Korruption, Ineffektivität und Mißwirtschaft sind, dass man diese "offizielle" Erklärung getrost bei Seite lassen kann. Warum versucht man aber wirklich Monopole einzurichten?
Die Antwort liegt auf der Hand. Ein Monopol ist einfach zu kontrollieren. Es ist viel einfacher das Monopol auf Diamanten zu haben, wie zum Beispiel Alrosa das Unternehmen von Alexej Kudrin, aktuell Finanzminister. (Übrigens Eine längere Liste mit den Personen im Staatsapparat mit deren Monopolen findet man hier auf Seite 14 ). So können alle Personen mit hohen Ämter gleich große Mengen Geld kontrollieren. Und zufälligerweise sind es alle gute ehemalige Freunde und Vertraute Putins.
Und was für ein Vermögen da zusammenkommt, lässt sogar Gates blaß aussehen (er musste für seine Milliarden doch etwas länger schuften). Putin hat nach mehreren übereinstimmenden Berichten (hier einige taz , Welt ) ein Vermögen von über 40 Mrd US$ in weniger als 8 Jahren anhäufen können, Obergrenze könnte erheblich höher liegen. Es gibt meiner Meinung nach allen Grund diese Berichte ernst zu nehmen. Allein die Existenz des Unternehmens Gunvor, des größten russischen Öltransportunternehmens mit Sitz in der Schweiz, einem Umsatz von über 30 Mrd aber ohne website ist von vielen Quellen bestätigt.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Wirtschaft Russlands. Die rohstofffördernden Wirtschaftszweige, der sogennante primäre Wirtschaftssektor, werden mit den Rohstoffpreisen wachsen. Der sekundäre Sektor, verarbeitende Industrie, bleibt dabei auf der Strecke. Rohstoffe werden aber nicht immer da sein. Und die Preise für die Rohstoffe werden nicht immer im gleichen Maße steigen, wie sie es in der jüngsten Vergangenheit getan haben. Damit ist der primäre Sektor kein langfristiges oder verlässliches Standbein einer modernen Volkswirtschaft. Der sekundäre Sektor ist dagegen ein substanzieller Faktor, der unabhängig von den Rohstoffvorkommen ist.
Im letzten Jahr wurden nun klar was für Folgen das auf Russlands Wirtschaft hat und noch im größeren Maße haben wird. Laut den Daten über die ersten 10 Monate 2007 (Seite 64) im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2006 ist zwar der Export um 12,7% auf 280,4 Mrd$ gewachsen, gleichzeitig sind aber die Importe noch viel schneller um 36,3% auf 175,5 Mrd$ gewachsen. Damit ist die Außenhandelsbilanz trotz eines steigenden Ölpreises gesunken und zwar um 12,7%. Die absoluten Zahlen sollte man mit dem BIP Russland vergleichen, es liegt bei ca. 1000 Mrd.$ (2006).
Wenn sich diese Entwicklung so weiter fortsetzt wird sich die Außenhandelsbilanz recht schnell verkleinern. Nicht weil der Export kleiner wird, sondern weil die Importe steigen. Der Grund hierfür sind die steigenden Weltmarktpreise. Diese steigen aufgrund der hohen Nachfrage der Schwellenländer, wie China, Indien usw. Gesehen hat man es in diesem Jahr an den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen in der ganzen Welt.
Die große Außenhandelsbilanz ist aber gerade der Faktor der dem aktuellen politischen System Russlands seine "Stabilität" verleiht. Da das aus dem Export zur Verfügung stehende Geld letztendlich zum Kauf von gefertigten Waren zur Verfügung steht. Sobald nun die Außenhandelsbilanz negativ oder auch nur klein würde, müsste es zu größerer Unzufriedenheit in der Bevölkerung kommen. Und im Kreml müsste man sich die Frage stellen, wohin man die weniger üppig vorhandenen Gelder steckt.
So wird sich Russland schon in naher Zukuunft noch weniger Lieferausfälle in Gas oder Öl leisten können. Ein Beispiel: Im Dezember konnte man beobachten, wie Putin nach Minsk fliegt, um dort nach dem er nicht einmal persönnlich von Lukaschenko am Flughafen empfangen wurde, Weißrussland einen Kredit über 1,5 Mrd $ zu gewähren. Das wurde in Russland als ein deutliches Zeichen von Schwäche empfunden.
Vor diesem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Russlands wird vielleicht klar, warum Putin nicht unbedingt eine dritte Amtszeit anstrebt.
Wie sollte sich da Deutschland wohl am besten verhalten? Darauf habe ich noch keine Antwort parat, ihr vielleicht.
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Tuesday, December 25, 2007
Person des Jahres
Das "Time magazine" hat Putin zur "Person des Jahres 2007" erkoren. Welche Freude uns ergreift wenn eine solche Neuigkeit uns erreicht! -Wissen wir doch, dass dieser Mann es wirklich verdient hat. Denn wie kein anderer hat er in letzter Zeit ein Land verändert: Unterdrückung der Meinungsfreiheit, Zensur der Medien, Jagd auf Journalisten, Verstärkung des bürokratischen Apparats, Vergrößerung der Korruption, Monopolisierung der Wirtschaft, Einmischung des Staates in wirtschaftliche Prozesse, das sind nur einige seiner Errungenschaften.
Die Leute von "Time magazine" wissen natürlich, dass die aufgezählten Veränderungen nicht gerade zu den Tugenden des Präsidenten gehören. Den Titel hat er auch nicht deshalb bekommen, weil er die Menschenrechte in Russland mit Füßen tritt, lügt, und seine "Freunde" regelmäßig gegen die Gesetze verstoßen. Nein. Laut "Time magazine" hat Putin den Titel bekommen, weil er in Russland Stabilität erreicht haben soll. Und diese braucht der Russe wie die Luft zum Atmen. Gibt es keinen Herren im Haus, so verliert der Russe die Orientierung, weiß nicht mehr wohin, was zu machen ist. Stabilität ist im Moment, so die Vorstellung von "Time magazine", eben wichtiger, als Demokratie.
Es entsteht der Eindruck, dass alle anderen Länder mit Demokratie umgehen können, nur Russland nicht. Die Gründe dafür liegen in der Geschichte des Landes, könnte man denken. Immer gab´s einen Herren im Haus. Ohne ihn geht es nicht. Doch erinnern wir uns mal an Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Die Deutschen haben sehr schnell begriffen, was Demokratie ist. Man muss eben die richtigen Vorkehrungen treffen: z.B. wären da die Nürnberger Prozesse zu erwähnen. Veranstalte man in Russland einen "Nürnberger Prozess", säße ein Großteil der Apparatschiks, -der früheren (noch zu Sowjetzeiten), sowie heutigen Machtelite, im Gefängnis.
Ohne "Nürnberg" eben keine Demokratie! Dafür eine "Stabilität", hervorgerufen dadurch, dass die Machtelite der Apparatschiks die der Oligarchen in den Neunzigern abgelöst hat. Aber woher, bitte schön, soll denn die Stabilität gekommen sein?! Vielleicht sollte der Westen seine Augen von dem Erdöl und Erdgas auswaschen und genauer hinschauen: Kontrolle über die Medien schafft bei weitem keine Stabilität. Durch die Medien wird den Menschen im Land suggeriert, dass das System stabil ist. Aber wie es aussieht, fällt auch der Westen darauf rein. Dass aber in Wahrheit die Apparatschiks, die Putin wie in den Neunzigern ausgehungerte Hunde nun aus ihren Käfigen rausgelassen hat, im Land regieren und das Land aussaugen und extrem instabil machen, z.B. durch eine aufgeblähte korrupte Bürokratie, die das wirtschaftliche Wachstum stark abbremst und dafür sorgt, dass Gelder aus korrupten Taschen ins Ausland transferiert werden, wird nicht beachtet.
Es bleibt uns dem russischen Präsidenten zu seinem "ehrlich" erworbenen Titel zu gratulieren und hoffen, dass die "Stabilität" auch weiterhin seinen Titel rechtfertigt. -Zumindest solange der Öl-Preis nicht absinkt.
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