Monday, January 7, 2008

Russland in der Öl- und Gasfalle

Diesen Artikel gibt es ab sofort unter http://dejarus.wordpress.com

Nach Ansicht vieler Experten hat die Wirtschaft Russlands im letzten Jahr einen Wendepunkt überschritten. Die mit der Öl- und Gasförderung im Zusammenhang stehende Macht wird sich, vorausgesetzt es gibt keine weiteren Anstiege des Ölpreises um weitere 100%, ab diesem Winter schmälern. Damit wären Zeiten in denen Russland einfach mal den Hahn zudrehen konnte vorbei.

"Warum?", könnte man erwidern. "Der Ölpreis hat erst in letzter Woche die 100$ Marke überschritten, und der Gaspreis ist an diesen fest gebunden!".

Das Problem erkennt man, wenn man betrachtet wie sich der starke Export des Öls, Gases und anderer Rohstoffe auf andere Wirtschaftssektoren insbesondere den verarbeitenden Sektor auswirkt. Durch die hohen Rohstoffexporte steigt der Rubel. Das macht russische Waren auf dem Markt teuerer und umgekehrt importierte Produkte aus dem Ausland billiger. Ein ähnliches Problem durchlaufen gerade Deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit dem starken Euro.

An sich sind die hohen Erlöse aus dem Rohstoffverbrauch kein Problem für eine Landeswirtschaft. Ein Problem entsteht erst dadurch, dass diese Erlöse nicht für die Förderung der heimischen Produktions- und Verarbeitungsstätten eingesetzt werden. Das aus dem Ausland kommende Geld wird im Endeffekt für den Konsum aufgebraucht. Die Waren kommen, aber aufgrund der eben schwächelnden Produktion, zu einem sehr großen Teil aus dem Ausland.

Diese Zusammenhänge werden von den Zahlen zur russischen Außenhandelsbilanz bestätigt. Wie die Zahlen von Rosstat (siehe Graphik) zeigen, wuchsen die Russlands Exporte bis zum Jahr 2006 zusammen mit dem Ölpreis. Das zeigt, dass unter den russischen Exporten Öl bzw. Gas die Hauptrolle spielen.



Die Importe sind auch gewachsen und zwar mit ähnlicher relativer Stärke wie die Exporte. Importiert werden aber zum größten Teil Fertigprodukte. Das Wachstum der Importe zeigt also, dass mit der Zeit ein immer größerer Anteil an Produkten in Russland aus dem Ausland kommt. Das bestätigt die Behauptung, dass es nur ungenügende Investitionen in den verarbeitenden Sektor Russlands gibt.

In diesen Betrachtung habe ich noch zwei Faktoren außer Acht gelassen, die sich zusätzlich negativ auf das verarbeitende Gewerbe auswirken. Der Erste ist die alltägliche Korruption.

Der Zweite Faktor ist die Politik der Monopolisierung. Diese bedeutet, dass es neuerdings heißt, die effektivste Form für Unternehmen in Russland sei das Monopol. Dort würde alles unter staatlicher Kontrolle ablaufen und das Volk deshalb nicht betrogen. Die Geschichte hat schon so oft gezeigt, dass Monopole immer Quellen von Korruption, Ineffektivität und Mißwirtschaft sind, dass man diese "offizielle" Erklärung getrost bei Seite lassen kann. Warum versucht man aber wirklich Monopole einzurichten?

Die Antwort liegt auf der Hand. Ein Monopol ist einfach zu kontrollieren. Es ist viel einfacher das Monopol auf Diamanten zu haben, wie zum Beispiel Alrosa das Unternehmen von Alexej Kudrin, aktuell Finanzminister. (Übrigens Eine längere Liste mit den Personen im Staatsapparat mit deren Monopolen findet man hier auf Seite 14 ). So können alle Personen mit hohen Ämter gleich große Mengen Geld kontrollieren. Und zufälligerweise sind es alle gute ehemalige Freunde und Vertraute Putins.

Und was für ein Vermögen da zusammenkommt, lässt sogar Gates blaß aussehen (er musste für seine Milliarden doch etwas länger schuften). Putin hat nach mehreren übereinstimmenden Berichten (hier einige taz , Welt ) ein Vermögen von über 40 Mrd US$ in weniger als 8 Jahren anhäufen können, Obergrenze könnte erheblich höher liegen. Es gibt meiner Meinung nach allen Grund diese Berichte ernst zu nehmen. Allein die Existenz des Unternehmens Gunvor, des größten russischen Öltransportunternehmens mit Sitz in der Schweiz, einem Umsatz von über 30 Mrd aber ohne website ist von vielen Quellen bestätigt.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Wirtschaft Russlands. Die rohstofffördernden Wirtschaftszweige, der sogennante primäre Wirtschaftssektor, werden mit den Rohstoffpreisen wachsen. Der sekundäre Sektor, verarbeitende Industrie, bleibt dabei auf der Strecke. Rohstoffe werden aber nicht immer da sein. Und die Preise für die Rohstoffe werden nicht immer im gleichen Maße steigen, wie sie es in der jüngsten Vergangenheit getan haben. Damit ist der primäre Sektor kein langfristiges oder verlässliches Standbein einer modernen Volkswirtschaft. Der sekundäre Sektor ist dagegen ein substanzieller Faktor, der unabhängig von den Rohstoffvorkommen ist.

Im letzten Jahr wurden nun klar was für Folgen das auf Russlands Wirtschaft hat und noch im größeren Maße haben wird. Laut den Daten über die ersten 10 Monate 2007 (Seite 64) im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2006 ist zwar der Export um 12,7% auf 280,4 Mrd$ gewachsen, gleichzeitig sind aber die Importe noch viel schneller um 36,3% auf 175,5 Mrd$ gewachsen. Damit ist die Außenhandelsbilanz trotz eines steigenden Ölpreises gesunken und zwar um 12,7%. Die absoluten Zahlen sollte man mit dem BIP Russland vergleichen, es liegt bei ca. 1000 Mrd.$ (2006).

Wenn sich diese Entwicklung so weiter fortsetzt wird sich die Außenhandelsbilanz recht schnell verkleinern. Nicht weil der Export kleiner wird, sondern weil die Importe steigen. Der Grund hierfür sind die steigenden Weltmarktpreise. Diese steigen aufgrund der hohen Nachfrage der Schwellenländer, wie China, Indien usw. Gesehen hat man es in diesem Jahr an den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen in der ganzen Welt.

Die große Außenhandelsbilanz ist aber gerade der Faktor der dem aktuellen politischen System Russlands seine "Stabilität" verleiht. Da das aus dem Export zur Verfügung stehende Geld letztendlich zum Kauf von gefertigten Waren zur Verfügung steht. Sobald nun die Außenhandelsbilanz negativ oder auch nur klein würde, müsste es zu größerer Unzufriedenheit in der Bevölkerung kommen. Und im Kreml müsste man sich die Frage stellen, wohin man die weniger üppig vorhandenen Gelder steckt.

So wird sich Russland schon in naher Zukuunft noch weniger Lieferausfälle in Gas oder Öl leisten können. Ein Beispiel: Im Dezember konnte man beobachten, wie Putin nach Minsk fliegt, um dort nach dem er nicht einmal persönnlich von Lukaschenko am Flughafen empfangen wurde, Weißrussland einen Kredit über 1,5 Mrd $ zu gewähren. Das wurde in Russland als ein deutliches Zeichen von Schwäche empfunden.

Vor diesem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Russlands wird vielleicht klar, warum Putin nicht unbedingt eine dritte Amtszeit anstrebt.

Wie sollte sich da Deutschland wohl am besten verhalten? Darauf habe ich noch keine Antwort parat, ihr vielleicht.

16 comments:

der unbequeme said...

Wie kommt der Autor zu der absurden Annahme, Russland würde Deutschland gern irgendwann ein Mal den Gashahn zudrehen? Aus welchem Grund sollte Russland das bitte tun? Deutschland ist ein zahlungskräftiger Kunde und das Geschäft ist für beide Seiten profitabel. Die Fälle mit der Ukraine und Weißrussland, wo bis vor Kurzem nach postsowjetischen Muster eine Art Tauschhandel bestand, im Zuge dessen Russland diese Länder mit Milliardenbeträgen subventionierte, zieht für Deutschland als Beispiel nicht. Deutschland erpresst Russland nicht, wie diese beiden Länder, mit seinem Transitstatus, um stark ermäßigte Preise durchzusetzen, und entnimmt nicht einfach mal fremde Transitmengen, nachdem die eigenen im Zusammenhang mit einem fehlenden Vertrag eingestellt worden sind.

Die Konflikte kamen Deutschland übrigens sehr zu gute, da auf Betreiben Russlands endlich mal der Transit von bilateralen Abmachungen zwischen postsowjetischen Staaten abgekoppelt worden ist. Diesen wesentlichen Teil verschwiegen unsere Medien, die immer lieber ideologisierten Müll drucken, als handfeste Infos. Auch der Autor dieses Blogs sollte die Sachlichkeit und die Vernunft überall anwenden, statt einen Teil seiner Weltsicht weiterhin von Vorurteilen und Hysterie geprägt zu halten.

Rusinform said...

Danke für Ihren Kommentar. Ich denke allerdings nicht, dass ich mich hier von irgendetwas blenden lasse.

Es gibt eindeutig ein Interesse Russlands Druck auf Europa ausüben zu dürfen. Das sind Internationale Probleme wie zum Beispiel Kosovo. Das ist legitim. Und in Deutschland fürchtet man diese Druckmöglichkeit dies ist auch legitim.

Die Nachricht meines Blogbeitrags ist nicht, dass die Bedrohung Russland bald nicht mehr da ist. Das ist nur eine für Deutschland nicht unwichtige Konsequenz.

Vielmehr wird aber Russlands Wirtschaft wegen der jetzigen wirtschaftlichen Funktionsweise (Monopolisierung usw.) zu einem Krise führen, es sei den es werden sinnvolle Gegenmaßnahmen eingeleitet.

der unbequeme said...

Schon wieder reden Sie von einer Bedrohung durch Russland. Es wird sie nicht geben, weil es sie schon heute nicht gibt. Russland hat sich bisher immer, unabhängig von der politischen Konjunktur (z.B. im Kalten Krieg), an Handelsverträge gehalten und auch das Völkerrecht respektiert es zumindest seit 1991 viel mehr, als so manche Weststaaten. Und wenn es noch etwas gibt, was die Amis und ihre europäischen Mitläufer davon abhält, internationale Willkür zu betreiben, weil eine GEGENSEITIGE Abhängigkeit besteht, dann kann man das nur begrüßen.

Rusinform said...

Also ich verstehe zwar nicht ganz von welchem Völkerrecht Sie sprechen. Etwa den im Tschetschenienkrieg? Ich möchte mich hier gar nicht auf vergleiche mit irgendwelchen anderen Ländern einlassen. Darum geht es überhaupt nicht.

Ich wiederhole mich ungern, ich sprach von keiner "Bedrohung". Ich stelle auch keinesfalls in Frage in wie weit Russland Vertrauenswürdiger Energielieferant ist. Ich denke, dass die Möglichkeiten Russlands hierüber Druck auszuüben eben abnehmen werden.

der unbequeme said...

Tschetschenien war Russlands innere Angelegenheit und hat kein Völkerrecht verletzt. Ein Land hat das Recht, seine territoriale Integrität zu verteidigen und terroristische Strukturen zu bekämpfen. Ob man auf die Zivilbevölkerung hätte besser Rücksicht nehmen können oder nicht, ist eine andere Frage, aber nicht die des Völkerrechts.

Warum sollte ein gering werdender Handelsüberschuß zwangsläufig in eine Krise führen? Was Sie komplett vernachlässigt haben, ist, dass die große Geldmenge ins Land nicht nur durch Rohstoffexport gespült wird, sondern auch durch die stark steigenden Investitionen. Investitionen in heimische Produktion, deren Einbruch noch nicht abzusehen ist. Drei weltbekannte Autobauer haben gerade ihre Werke bei Kaluga gegründet. Oder gehen Joint-Ventures mit russischen Firmen ein, wie in Samara. Das erhöht russischen Know-How und die einheimische Produktion. Wozu um den heißen Brei rund um die "Zerstörung der russischen Industrie" reden, wo doch die Statistiken eindeutig starkes Wachstum der Industrieproduktion 2007 ausgemacht haben? Eine völlig gegenteilige Tatsache zu ihren Behauptungen.

Und nun zur Monopolisierung: schlechter als bisher kann sie in vielen Branchen nicht sein, denn nach einem Jahrzehnt der Privatwirtschaft liegen der z.B. der Schiffsbau oder der Flugzeugbau komplett brach. Im Westen wäre eine Privatisierung vielleicht erfolgreich gewesen, aber in Russland gibt es zur Zeit viel renditreichere Investitionsmöglichkeiten, als diese für das Land wichtigen Branchen, die viel Kapital und Geduld erfordern. Sicherlich ist der Staat grundsätzlich der weniger effiziente Wirtschafter, aber hier ist es ein Spezialfall, da er das kleinere Übel für die Branchen zu sein scheint, die unbedingt erhalten müssen und nicht einfach dem "freien Spiel der Kräfte" überlassen werden dürfen. Dafür sind sie relativ unattraktiv und würden zwangsweise irreversibel zerfallen.

Auch der Ölpreis wird weiter steigen, denn neue Vorkommen die rentabel hinzukommen, gab es bisher bei jedem Preisniveau, ohne das sie den Preis aufhalten konnten. Dies ist also kein Bremsfaktor. Antriebsfaktoren wie die weltweit steigende Nachfrage und Kriegsgefahr durch die Amis bleiben weiterhin erhalten. Einige Experten sprechen schon von 200 Dollar in wenigen Jahren.

Anonymous said...

Die Verletzungen von Menschenrechten in Tschetschenien sind Völkerrechtsverletzungen und nicht umsonst sind die Klagen in Verbindung mit Tschetschenen die häufigsten im bei europäischen Gericht in Straßburg. Mir ist klar Sie reden von wirtschaftlichen Abkommen. Nun ja hier versucht jeder keine Gesetze zu brechen. Aber wie gesagt, gar nicht das Thema des Posts.

Und nun zu den Investitionen. Was zählen sind nicht die Automobilwerke, da es nur einige Beispiele sind sondern Investitions Volumina in Russland. Diese betragen im Moment zwischen 10-15 MRd$ pro Jahr (in einer von mir angegeben Quellen im Post). Diese sind zwar in den letzten Jahren gestiegen von 4Mrd$ früher, sind aber immer noch nicht in der Größenordnung der Importe...
Beim Produktionswachstum geht natürlich der höhere Ölpreis(und um genauer zu sein die höheren Rohstoffpreise des letzten Jahres) direkt rein, kein Wunder dass die Produktion wächst.

Monopolisierung, ist zwar besser als gar nichts, das wars dann aber auch. Die Marktwirtschaftlichen Regeln gelten in Russland wie anderswo. Die Monopole lassen sich leicht kontrollieren und sind deshalb der einfache weg Geld zu veruntreuen. Das allein ist ja nichts neues. Das Problem ist bloß, das System aus Monopol geht nicht nahtlos über in eine pluralistische Wirtschaft, es kann sich nicht entwickeln und sich auch nicht an die veränderten Umweltbedingungen anpassen.

Der Ölpreis wird zwar steigen, aber nicht mehr RELATIV sehr stark. Das ist der Punkt. Da der Export von Import in Russland abgekoppelt sind, wird sich der Import relativ genauso verändern wie früher, vorausgesetzt gleiche Politik), der Export aber nur mit den Rohstoffpreisen zusammen wachsen. Selbst ein wachstum von 100% in einigen Jahren ist weniger als das bisherige von 20-25 auf 100 auch in einigen...

Lassen Sie die Zeit richten.

Anonymous said...

Wer auch nur halbwegs die russische Mentalität kennt, der weiss auch, dass Russland früher oder später Druck ausüben wird. Das scheint in Russland dazuzugehören um nicht als "Schwuchtel" dazustehen und ist keineswegs abwegig, sondern beweistt, dass der Autor dieses Blogs sich mit Russland auskennt.

der unbequeme said...

Sind Sie sicher, dass Sie nicht Menschenrechte mit dem Völkerrecht verwechseln? Völkerrecht gilt zwischen Völkerrechtssubjekten, das sind Staaten, De-facto Staaten, die UNO, der Heilige Stuhl, Rotes Kreuz und der Malteser Ritterorden. Soweit ich mich entsinnen kann, kann man tschetschenische Zivilisten mit keinem dieser Subjekte gleichsetzen. Nur weil sie sich in Straßburg beschweren, handelt es sich noch nicht um das Völkerrecht.

Die Produktion wächst nicht dank, sondern trotz des höheren Ölpreises. Zwar haben einige Investoren mehr Geld, um neue Produktionsstätten aufzubauen, andere wiederum leiden unter höheren Rohstoffpreisen (die auch in Russland gelten), da ihre Kosten steigen. Was überwiegt, ist noch die große Frage.

Wieso Sie für den Import exponentielles Wachstum annehmen (bei gleich bleibenden prozentualen Zuwächsen), wird wohl Ihr Geheimnis bleiben. Hier ist logistisches Wachstum mit der Abbremsung beim Nähern an gewisse Sättigungsgrenzen viel logischer. Das langfristige Bild ist eben doch nicht so düster, wie Sie es malen.

@ helm77

Bisher war es in der Geschichte eher so, dass nicht Russland, sondern der Westen unter fadenscheinigen Gründen Russland immer wieder überfiel. Und bei den Proportionen des gegenseitig zugefügten Leid ist der Westen mit Abstand führend. Denken Sie, wenn Sie Zeit haben, darüber nach.

Rusinform said...

Ich habe meinen Post etwas überarbeitet, um hoffentlich etwas besser verständlich zu sein.

@derunbequeme: Lassen Sie uns die Rechtsfrage beiseite lassen. Jeder Staat versucht keine finanziellen Absprachen mit anderen Staaten zu verletzten das ist klar.

Was die Völkerrechtswidrigen Kriege der Nato in den letzten Jahrzehnten angeht, bin ich bereit da mit Ihnen zu gehen. Ich denke aber, dass wir da die wirtschaftlichen Absprachen nicht genau so behandeln können.

Nun zum Wachstum von Produktion, verwechseln Sie bitte nicht die Folgen und Ursachen. Die Zahlen zur Produktion fassen zusammen, den Wert aller industrieller Erzeugnisse im Land innerhalb eines bestimmten Zeitraumes. Wir wissen, dass die Menge an Rohstoffen nicht abgenommen hat. Wir wissen dass die Rohstoffföderung aber auch unter diesen Punkt fällt. Und wir wissen, dass die Produktion ungefähr gleich mit den Rohstoffpreisen gewachsen ist. Daraus schließe ich, dass die Produktion außerhalb der Rohstoffförderung sich nicht verändert hat.

Und warum nehme ich wohl ein exponentielles Wachstum beim Import an. Nun, wie bereits im Post erwähnt, steigen einmal die Importpreise. Diese steigen gleichzeitig mit dem sich entwickelnden Weltwirtschaft (exponentielles Wachstum).
Sie glauben wohl, dass da eine Absättigung bevorsteht, deshalb das logistische Wachstum. Nun, ehrlich gesagt musste ich da schon überlegen. Es würde dann zu einer Sättigung kommen, wenn der Unterschied im Lebensstandard, ich meine hier nur den Konsum, zu der Umgebung (Europa) sich langsam verkleinern würde. Genau das zeigen aber alle meinen Erfahrungen in Russland nicht. Zwar ist Moskau zu einem gewissen Teil auf europaähnlichem Niveau, vielleicht auch St. Petersburg. Aber da ist noch ein weiter weg bis zur Sättigung. Die werden wir so schnell glaube ich nicht sehen.

der unbequeme said...

Wenn die Produktion mit der gleichen Rate wie die Rohstoffpreise wächst, dann kann man daraus nur dann den Schluss ziehen, dass allein dieser alleine ausschlaggebend ist, wenn die Rohstoffförderung 100% der Gesamtproduktion in einem Land ausmacht. Bildet sie dagegen nur einen geringen Bruchteil der Gesamtproduktion (in Russland ist das der Fall, nicht verwechseln mit den Exporten), dann heißt das, dass alles andere tendenziell auch gewachsen ist. Und die statistischen Daten aus der Metallverarbeitung, aus der Lebensmittelindustrie, aus der Holzindustrie, aus der Rüstung, aus der chemischen Industrie und den meisten anderen Bereichen geben mir recht.

Natürlich nähern sich die Russen allmählich dem westlichen Lebensniveau an, was denn sonst? Schauen Sie sich doch die Massen an russischen Touristen überall am Mittelmeer und vergleichen Sie das mit dem Jahr 2000. Die Tendenz liegt auf der Hand und die Sättigung kommt demnach näher. Sie ist auf jeden Fall näher, als die Sättigung des Ölhungers Chinas und Indiens, der den Ölpreis noch Jahrzehnte lang nach oben ziehen wird. Wieso Sie bei der einen Geschichte ein Abbremsen und bei der anderen exponentielles Wachstum annehmen, weiß ich nicht so recht. Dazu sehe ich, ehrlich gesagt, keinen Grund...

pavel said...

Während das Öl gen Westen gepumpt wird zerstört man systematisch Bildung & Wissenschaft, um ganz sicherzugehen, dass man auch in 20 Jahren nichts anderes exportieren kann als Bodenschätze.

Rusinform said...

Die Rohstoffförderung bildet einen Großteil der Russischen Produktion. Das lässt sich an den absoluten Zahlen ablesen:
2006 war das BIP insgesamt bei ca. 1000Mrd$, Exporte waren bei ca. 300 Mrd$(also ca. 30%), desweiteren betrug der Anteil der Dienstleistungen am BIP ca. 60%.
Nun für die Produktion außerhalb von exportierten Güter bleibt da noch ein 10% Anteil, den es sich mit dem wissenschaftlichen Sektor und mit dem nicht exportierten Rohstoffen teilen darf. Da wie im Artikel dargelegt, die Exporte zum größten Teil Rohstoffexporte sind, sehen wir, dass eben der Anstieg der Produktion, fast vollständig auf die Erhöhung der Rohstoffpreise zurückgeht. Die Zahlen für die von Ihnen beschriebenen Sektoren hätte ich gern mal gesehen.

Nun und zum Wachstum. Natürlich gibt es mehr reiche oder wohlhabende Menschen in Russland, nur hier ist nicht die Frage ob es mehr gibt sondern wie Groß der Anteil der Wohlhabenenden an der Bevölkerung ist. Hier behaupte ich, aus eigener Erfahrung, der ist gering. Insbesondere außerhalb der Großstädte.

der unbequeme said...

ziviler Maschinenbau: +20,5%
Rüstungssektor: +15,5%
chemische Industrie: +6,5%
Holzindustrie: +5,7%
Metallverarbeitung: +1,8%
Leichtindustrie: -0,5%

Die nähere Aufschlüsselung der einzelnen Bereiche siehe hier:

http://www.minprom.gov.ru/activity/light/stat/6

Sehr gutes Wachstum im Autobau und in der zivilen Luftfahrt. Man sollte vor allem auf die Struktur des Imports schauen. Möglicherweise importiert Russland immer mehr Artikel der Leichtindustrie, aber notfalls kann man auf Kloreiniger aus Spanien verzichten, damit macht man sich nicht abhängig. Wichtig ist, dass strategische Branchen in Russland wachsen.

Rusinform said...

Danke für den Link. Ich rate jedem russischsprachigen Leser diesen selbst anzusehen. Ich entnehme allerdings ein etwas anderen Fazit als Sie aus diesen Zahlen.

Die meisten produzierenden Branchen sind gewachsen, während nur wenige leicht geschrumpft sind.

Interessant wird es, wenn man in die Begründung des Wachstums reinschaut. So steht bei einigen Sektoren, dass diese aufgrund von Investitionen aus "Nationalen Entwicklungsplänen" gewachsen sein, so bei einem Teil des Maschinenbausektors (ich glaube hier war sogar Medwedew, der Hauptverantwortliche), desweiteren steht als Wachstumsgrund, die Investitionen in Infrastruktur, Wohnraumbau und ähnliches. Das heißt, ein gewichtiger Teil der Aufträge ging an die heimische Industrie. Ich finde es erfreulich. Die Welt ist also wie immer grau :-).

Die Hauptaussage meines Posts ist jedoch, dass die heimische Industrie durch die hohen Rohstoffexporte an ihrer Entwicklung gehindert wird. Und dass sich langfristig ein Ungleichgewicht zwischen der eigenen Produktion und dem Import einstellt. Dafür sehe ich auch in den von Ihnen dargestellten Zahlen Hinweise.

Das Problem ist, fast nirgends ist in dieser Aufzählung das absolute Niveau der Produktion zu sehen. Nun, was uns bleibt sind Fakten aus einfachen Abschätzungen der absoluten Größe der heimischen Produktion, siehe letzter Kommentar.
Außerdem scheint Wachstum des sekundären Sektors insgesamt hinter dem Wachtum des BIP zu liegen.
Es bleibt also am Ende eine langsam wachsende heimische Industrie, jedenfalls viel langsamer als die Nachfrage. Die letztere wächst aber sehr stark, was an den steigenden Importen abzulesen ist. Die Quote der abgedeckten russischen Nachfrage aus dem Inland ist also trotz der langsam wachsenden inneren Produktion klein, und verkleinert sich.
Ich denke also nicht, dass wir angesichts der Zahlen von "spanischen Reinigern" reden sollten.

Rusinform said...

Hier ist ein Artikel zu unserer Diskussion:

http://www.spbvedomosti.ru/article.htm?id=10247584@SV_Articles

der unbequeme said...

Quoten ändern sich ständig. Heute ist das so und morgen, wenn nötig, anders. Warum sehen Sie im Import überhaupt eine Bedrohung? Weil Russland sich abhängig macht? Deswegen werden strategische Branchen ja auch vor ausländischem Zugriff geschützt. Wichtig ist, dass Russland sich mit allem wirklich lebensnotwendigem selbständig versorgen kann. Alles andere ist kurzfristig ersetzbar. Können Sie mir einen stategischen Bereich nennen, in dem Russlands Abhängigkeit vom Ausland gefährlich groß ist?