Die russische "Nowaja Gazeta" hat einen Bericht herausgebracht, der als Drehbuch für ein Drama fungieren könnte, so viel Trauer, Enttäuschung und bittere Realität verbirgt er.
Die Geschichte fängt mit einem achtjährigen Jungen mit dem Namen Dima an. Man brachte ihn 2005 in ein Klinik- Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie, welches sich auf Kinder spezialisiert. Dima hatte Leukämie und musste schnell eine komplizierte Rückenmark-Transplantation über sich ergehen lassen. In der Klinik äußerte er seinen sehnlichsten Wunsch, den russischen Präsidenten zu treffen und mit ihm Pfannkuchen zu essen. Dieser Wunsch wurde Realität. Putin kam und Dima und der Präsident aßen zusammen Pfannkuchen. Das ganze Treffen verlief unter der Beobachtung der Medien. Doch bei dem Treffen allein sollte es nicht bleiben. Das medizinische Personal nutzte die Gelegenheit, um dem Präsidenten von den Problemen zu berichten: Das Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie habe kein eigenes Gebäude, das sie sie aber unbedingt bräuchten, um immer mehr Kinder operieren zu können. Es fehle an Medikamenten und Personal.
Am 8. August 2005 versprach Putin den Fachkräften Hilfe. Ein paar Tage nach dem gemeinsamen Teetrinken des Präsidenten mit dem kranken Kind berichteten die Zeitungen, dass man die Entscheidung getroffen hat, ein klinisches Forschungszentrum der Hämatologie, Onkologie und Immunologie für Kinder zu bauen. Dessen Finanzierung sollte aus dem Staatsbudget erfolgen und das Projekt in das nationale Programm "Gesundheit" aufgenommen werden, -ein Programm für den Bau von 15 medizinischen Forschungszentren in unterschiedlichen Städten Russlands. Für diesen Zweck wurden im Jahre 2006 32 Milliarden Rubel und 2007 28,8 Milliarden Rubel eingeplant.
Laut einer Internet-Seite der Regierung wurde bereits im Frühjahr 2006 mit dem Bau von 8 solcher Zentren, darunter dem Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Immunologie in Moskau, begonnen. Nun sind fast zwei Jahre vergangen. Auf dem Gelände, wo das neue Gebäude stehen sollte, gibt es lediglich einen Zaun und eine alte Frau als Aufpasserin. Laut Gesundheitsministerium wurde die ganze Summe, also fast 38 Millionen Euro, auf das Konto des Projekt- Initiators, des Föderalen klinischen Forschungszentrums der Hämatologie, Onkologie und Immunologie für Kinder innerhalb der letzten zwei Jahre überwiesen. Anhand der Finanzbücher des Zentrums wurden im Jahre 2006 1,2 Millionen für das Projekt ausgegeben. Da man aber auf dem Gelände nicht mal angefangen hat, zu graben, stellt sich die Frage: Wofür wurde das Geld verwendet? Für den Zaun und die Aufpasserin? Übrigens, der Zaun steht, laut der Meinung in der Nähe wohnenden Menschen, schon drei Jahre. Bleibt also die alte Frau.
Die Stellvertreterin des Chefarztes Tatjana Sergeewa erklärte, dass das Geld für das Projekt verwendet wurde. Genauer gesagt für dessen Planung. In 2007 wurde ebenso Geld ausgegeben für die Planung des Projektes. Wie viel für das Projekt im Jahre 2007 ausgegeben wurde, ist nicht bekannt. Man kann aber sicher davon ausgehen, dass die "Planung" in 2007 nicht weniger gekostet hat, als 2006. Auch muss man bedenken, dass die Aufpasserin bezahlt und der Zaun eventuell gestrichen werden müssen. Das könnte auch ein paar Millionen Euro kosten... .
Wie viel kostet eigentlich die Errichtung eines solchen Zentrums? Nun, das medizinische Zentrum für Onkologie im St. Petersburg hat 18 Millionen gekostet. -12 Etagen, moderne Technik usw. . Hier sprechen wir von 38 Millionen, aber wahrscheinlich wird diese Summe laut Tatjana Sergeewa nicht reichen. Wir werden sehen. Der Bau sollte 2008 beginnen. Hoffentlich werden neben der teueren "Planung" nicht der Zaun und die Aufpasserin vergessen... .
Übrigens: Dima starb im September 2007 an starker Blutung in der Lunge in einer Klinik in Israel.
Tuesday, January 15, 2008
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1 comment:
Eine typische Geschichte, wie mir scheint. Korruption, Putinkult, Medien...
In Deutschland gab es in der Zeit zwischen 1933 und '45 den Spruch "Wenn der Führer es wüsste...". Allein Hitler wurde als der einzig Aufrichtige angesehen. Wenn er es doch alles wüsste, könnte er alles besser machen.
Viel anders ist dieses Prinzip hier auch nicht. Und ich glaube daran, dass dieses Denken mit voller Absicht aufgebaut wurde. Das sieht man allein an der medialen bei diesem "Event".
Oder die PR Kampagne von vor einigen Jahren, als Putin einen Jungen der Spazieren ging, den Putin auf den Bauch geküsst hat. Das wurde dann von den Medien groß hochgepuscht.
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